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Thetford

Bereits in den sechziger Jahren keimte die Partnerschaft zwischen Thetford, Spijkenisse und Hürth mit Thetford Karte_webfreundschaftlichen Begegnungen der Feuerwehren und Schwimmklubs sowie anderen Gruppen, später kamen Chor- und Orchester-, dann Schüleraustausche dazu. Jährlich wird der Ben Culey Cup bei einem Schwimmwettbewerb der Partnerstädte verliehen, gestiftet durch einen der Väter der Partnerschaft, der anlässlich der 20-Jahr-Feier für seine Verdienste mit dem Ehrenring der Stadt Hürth ausgezeichnet wurde. Gleichzeitig erhielt die 2002 verstorbene Lilo Frost für ihre langjährige Arbeit in Sachen „Twinning“ die Ehrengabe der Stadt Hürth.

Unsere Partnerstadt in England ist heute eine ländliche Stadt, die im Zentrum der Region East Anglia und in der südwestlichen Ecke der Grafschaft Norfolk an der Grenze zu Suffolk liegt. Durch Thetford verlief bis 1989 die Hauptverkehrsader (A11) zwischen London und der bedeutenden Großstadt Norwich, doch inzwischen entlastet eine Umgehungsstraße den früheren Eng-paß. Nach Norwich sind es 46 km, nach Cambridge 54 km und nach London 138 km. Bis zum nächsten Fährhafen Harwich (schnelle Fährverbindung nach Hoek van Holland) sind es 110 km.
Der Flughafen London Stansted ist nur 88 km entfernt (Direktflüge nach Köln-Bonn und Schnellverbindung mit Flughafenbus bis Thetford), zum kleinen Flughafen von Norwich geht es nur mit Umsteigen in Amsterdam.

Geschichte der Stadt
Schon zu Zeiten der ersten Siedler war diese Stelle ein wichtiger Knotenpunkt, denn hier verlief ein schon seit der Steinzeit existierender Handelsweg, der Icknield Way, der mancherlei – nicht nur willkommene – Besucher hierher führte. Von der Küste her gelangte auch manche Invasionsarmee entlang des Waveney-Tals nach Thetford, das damals vom Stamm der Icener besiedelt war. Im zehnten Jahrhundert, zu Zeiten der Wikinger, war Thetford sogar eine der größten und bedeutendsten Städte in ganz England. Nach der Eroberung durch die Normannen (1066) war Thetford kurzzeitig Bischofssitz, hatte 12 Kirchen und war die sechstgrößte Stadt Englands.

Alte Brücke in Thetford

Alte Brücke in Thetford

Die Lage inmitten der sandigen Heidelandschaft, heute Breckland genannt, und die Entfernung zum Meer wirkten sich jedoch ungünstig aus, die Stadt konnte ihre Stellung über die Jahrhunderte nicht behaupten.

Im Jahre 1999 konnte Thetford das 800jährige Bestehen des Bürgermeisteramts feiern.
1574 wurden die Stadtrechte durch Königin Elisabeth I erheblich gestärkt (u.a. wurden Marktrechte verliehen), so dass Thetford bis 1972, als es in den Breckland District eingegliedert wurde, sich selbst verwalten durfte. Im 19. Jahrhundert florierte die Stadt während der industriellen Revolution durch den Bau dampfgetriebener Fahrzeuge, die auch in der Landwirtschaft zum Einsatz kamen.

Bis 1928 war die Firma Charles Burrell’s Engineering Works ein wichtiger Arbeitgeber.

Die Weltwirtschaftskrise traf Thetford schwer; erst in den fünfziger Jahren gewann es durch Neuansiedlung von Leichtindustrie und den Bau großer Wohnsiedlungen wieder an Bedeutung als die Stadt mit der höchsten Wachstumsrate Großbritanniens.

Persönlichkeiten in der Geschichte Thetfords

Unsere Partnerstadt kann auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken, in deren Verlauf einige

Thomas Paine

Thomas Paine

Personen eine wichtige Rolle gespielt haben. Im 1. Jahrhundert n. Chr., als es Thetford noch gar nicht gab, lebte der Stamm der Icener in dieser Gegend, und dessen Königin Boudica muss eine wilde Kriegerin gewesen sein: Nach dem Tod ihres Ehemannes, König Prasutagus, übernahm sie die Regentschaft und wurde im Jahre 61 n.Chr. zur Anführerin eines gewaltsamen Aufstands gegen die römische Besatzungsmacht. Der Dänenkönig Swein, genannt “Forkbeard“, zog im 11. Jahrhundert plündernd und brandschatzend durch England und zerstörte viele Städte. Im Jahre 1004 machte er auch Thetford dem Erdboden gleich.

Im Laufe ihrer 44jährigen Regentschaft bereiste Königin Elizabeth I ihr Königreich ausgiebig und besuchte 1578 auch Thetford. Charles Burrell (1817-1906), in Thetford geboren, erbte 1837 die Gießereiwerkstatt seines Vaters, und 1848 produzierte er seine erste Dampfmaschine. Innerhalb von 20 Jahren wurde er zum größten Arbeitgeber der Stadt. In seiner Fabrik wurden bis 1928 landwirtschaftliche Maschinen aller Art sowie Traktoren gebaut. Duleep Singh (1838-93) war der letzte Maharadscha des Pandschab. Nach der Annexion seines Königreichs durch die Briten verzichtete er auf seine Herrschaftsansprüche und erhielt im Gegenzug eine Pension vom britischen Staat. Er kaufte sich in Thetford ein Anwesen und führte fortan das Leben eines Landedelmannes. Der wohl berühmteste Sohn der Stadt ist Thomas Paine (1737-1809). Nach dem Besuch des Gymnasiums in Thetford versuchte er sich in verschiedenen Berufen, bevor er nach Amerika emigrierte, wo er sich für Menschenrechte, gegen Sklaverei und für die Unabhängigkeit Amerikas von der britischen Krone einsetze (weshalb er verständlicherweise in England auch nicht besonders populär war). Er gilt als Mitautor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und war derjenige, der den Namen “United States of America” für den jungen Staat vorschlug.

 

Thetford Museum

Thetford Museum

Sehenswürdigkeiten

Castle Hill, Ancient House Museum, Priory, Duleep-Singh-Statue, King’s House mit Garten und Thomas-Paine-Statue, Old Gaol, Guildhall, Grammar School

Bei einem bequem zu Fuß zu bewältigenden Stadtrundgang sieht man Castle Hill, einen offensichtlich von Menschenhand geschaffenen Erdhügel, der bereits 500 Jahre vor Christi Geburt der Verteidigung diente; das Ancient House Museum, einen Fachwerkbau, der um 1500 entstand und heute auch als Touristeninformationszentrum dient; die Ruinen von zwei Klöstern (es waren ursprünglich noch mehr, bis Heinrich VIII diese Mitte des 16. Jahrhunderts im ganzen Lande auflöste); die 1566 gegründete und teilweise noch erhaltene Grammar School, außerdem das historische Bell Hotel (16. Jahrhundert) und den Markt mit der Guildhall, King’s House – hier haben Bürgermeister, Stadtrat und die städtischen Beamten ihre Büros.

Wenn man Glück hat, darf man hier die kostbaren Regalien, Amtszeichen der Stadt, bewundern. Vor dem King’s House steht die vergoldete Statue von Thomas Paine (1737-1809), dem berühmtesten Sohns Thetfords, der in Amerika und Frankreich durch seine revolutionären Schriften zu Ruhm gelangte. Beim Spaziergang entlang der Flüsse Thet und Little Ouse sieht man hübsche alte Brücken und die ehemalige Mühle – kaum zu glauben, dass diese Idylle mitten durch die Stadt verläuft!

Thetford Kings

Thetford Kings

Doch Thetford hat heute auch die Infrastruktur einer modernen Stadt: ein zentral gelegenes Einkaufszentrum sowie große Supermärkte und mittelständische Industrie an der Peripherie, eine Fußgängerzone, moderne Schulen usw. sowie gute Verkehrsanbindungen. Das Stadtbild wurde jedoch sorgfältig erhalten, alte Häuserzeilen, die Fassaden mit der traditionellen Verkleidung aus grauem Feuerstein, erfreuen das Auge. Die nähere Umgebung bietet mit dem Thetford Forest, einem der größten zusammenhängenden Forstgebiete Englands, vielfältige Freizeitmöglichkeiten.

Thetford in Kürze

Das Stadtgebiet ist etwa 30 km2 groß. Die Einwohnerzahl liegt bei geschätzten 22.000 – exakte Zahlen fehlen aufgrund der in Großbritannien nicht bestehenden Meldepflicht.

Seit einigen Jahren verzeichnet Thetford einen Zuwachs von Neubürgern aus Portugal, den neuen EU-Mitgliedstaaten Polen und Litauen sowie aus Russland. Diese finden vor allem in der Landwirtschaft Beschäftigung. Vor kurzem hat die Stadt den Status eines “Growth Point”, eines Wachstumszentrums, zuerkannt bekommen. Dabei handelt es sich um eine im Dezember 2005 ins Leben gerufene Initiative der britischen Zentralregierung zur Förderung des nachhaltigen Wachstums bestimmter Regionen, die die Verbesserung der Infrastruktur und vor allem die Schaffung von neuem, bezahlbarem Wohnraum zum Ziel hat. Städte und Gemeinden, die sich für die Teilnahme an diesem Projekt bewerben, müssen sich verpflichten, pro Jahr wenigstens 500 neue Häuser zu errichten. Der Breckland District Council, die übergeordnete Verwaltungsbehörde für Thetford, hat als Ziel die Errichtung von 7.600 neuen Häusern bis zum Jahre 2016 vorgegeben, wovon 3.000 in Thetford entstehen sollen. Die Thetforder stehen diesen Plänen zum Teil sehr skeptisch gegenüber, sie fordern, dass vor der Errichtung so vielen zusätzlichen Wohnraums zuerst die notwendige Infrastruktur – Schulen, Geschäfte, ärztliche Versorgung, Arbeitsplätze – geschaffen wird.

Stadtverwaltung

Thetford gehört zum Verwaltungsbezirk Breckland, und die Geschicke der Stadt bestimmt seit 1974 weitestgehend der Breckland-Bezirksrat. Die Befugnisse des Thetforder Stadtrats sind seither sehr begrenzt. Das Amt des Bürgermeisters ist repräsentativer Natur, der Amtsinhaber wechselt jährlich.

Ansprechpartner in Hürth:
Claudia Schulz
Tel.: 02232 – 57 95 84

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